Kultur – Landestheater Salzburg
ALKESTIS. – Live or let die
Getanzter Ausflug ins Reich der Toten

Alkestis opfert sich für ihren Gatten, König Admet, dessen Tod vom Thanatos gefordert wird, zurück.

Der Halbgott Herakles holt sie aus der Unterwelt Peter Breuer bereichert mit seinem Ensemble die Tanzszene in Salzburg. Der zusammen mit Michael A. Sauter Abend konzipierte „Alkestis“ setzt auf der Probebühne des Landestheaters am Rainberg diese lange Erfolgsserie fort. Ein nicht enden wollender Jubel nach der gelungenen Premiere feiert Peter Breuers neue Choreographie nach der antiken Tragödie von Euripides.

Alkestis opfert sich für ihren Gatten, König Admet, dessen Tod vom Thanatos gefordert wird. Der Halbgott Herakles holt sie aus der Unterwelt zurück. Der antike Mythos ermutigt die Tänzer, ihr klassisches wie modernes Register voll auszutanzen. Breuer stellt Männlichkeit von der Antike bis zur Gegenwart in das Zentrum der Choreographie.

Marian Meszaros spielt als Todesgott Thanatos alle Register seiner Kunst aus: Er überzeugt und verführt auf der Bühne wie im Publikum mit Eleganz, Präzision und Energie. Schade, dass man Kraft und Stärke mit einer grauen Langhaarperücke neutralisiert. Der Herakles von Alexander Korobko strotzt vor spielerischer Kraft und genießt seine Männlichkeit in vollen Zügen. Lustvoll und stolz spielt er mit seinem kraftvoll muskulösen Körper. Er strotzt vor Spielfreude, selbst in der Begegnung mit dem Tod. Adrian Bercea als Apoll und Alexander Pereda als Herr des Totenreichs sind blendend besetzt. Den schwierigsten Part übernimmt Zoltán Sándor: Als König Admet ist er als Tänzer wie Darsteller gleichermaßen gefordert. Dieser König, der sich am Anfang für unbesiegbar hält, zieht sich nach einer wunderbar getanzten Todesverkündigung in Wut, Trauer, Selbstmitleid und Egoismus zurück. Das isoliert ihn zusehends von seiner Umgebung, besonders als er von seinen Eltern verlangt, für ihn in den Tod zu geben, um ihm das Leben neu zu schenken.

Breuer ist rigoros der Auswahl seiner Musik: Bach, Mahler, Schubert und John Adams sind die einzigen Komponisten. Sensationell sind das präzise Timing und die exakte Dramaturgie von Musik und Bewegungen. Kraftvolle Sprünge und akrobatische Einlagen auf dem Gerüst vor der Felsenwand bringen die ganze Bandbreite von Emotionen wie Freude, Schmerz und Trauer zur Geltung.

Cristina Uta (Alkestis), Kristina Kantsel (Moira), Persephone (Nadja Rehthey-Prikkel) und Anna Yanschuk (Alkyone) sind differenziert in ihren Rollen. Alkestis Ausflug in das Reich der Toten endet keinesfalls mit einem ungetrübten Happy-end. Zu dem Klängen von Gustav Mahlers Adagietto aus seiner 5. Symphonie, unsterblich als Filmmusik von Viscontis Tod in Venedig, entfernt sich die von Herakles zurückgeführte Alkestis von ihrem Gatten: Ein melancholischer Abschied, der an die letzten Blicke zwischen Aschenbach und Tadzio anspielt. Ein melancholischer Höhepunkt eines grandiosen Abends.

Peter Jobst

 

Fotos (c) von Christian Schneider – www.theaterfoto.at
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