LULU: Ballet als Rendezvous mit dem Tod

Peter Breuer erhält 2006 den Maya-Plisetskaya-Preis. für sein "Carmen"-Ballett. Diese Auszeichnung wurde ihm während einer umjubelten Sondervorstellung in Anwesendheit der großen russischen Primaballerina überreicht wurde. Sein neues Erzählballett Lulu pendelt zwischen klassischem und modernem Tanz.

Dramaturg Michael Alexander Sauter steuert von Anfang an auf die Konfrontation zwischen Lulu und Jack-the-Ripper zu. Für Lulus Männer endet Liebe ebenso tödlich wie für Jacks Frauen. Auch Filmregisseur G.W. Pabst sah in seiner Lulu Louise Brooks die Inkarnation von Eros und Thanatos. Das Nebelverhüllte London ist Schauplatz des Geschehens: Die karge Bühne wird nur durch eine Drehtür zu einem Ort verborgener Lüste unterbrochen. Musik von Vivaldi, Wagner, Glass, Rota oder Adam gibt der Geschichte zeitlose Intensität.

 

Lulus Auf und Abstieg in der bürgerlichen Welt, legendäre Femmes Fatales als Vorbilder und Morde des rätselhaften Jack the Ripper eröffnen den Abend. Lulu als Nachtwandlerin der Liebe wird von Cristina Uta fulminant getanzt und dargestellt. Sie braucht keinen Vergleich mit anderen Darstellerinnen auf Oper, Theater oder im Film scheuen. Und diese Liste ist endlos lang: Asta Nilson, Louise Brooks, Anja Silja, Teresa Stratas Christine Schäfer, Susanne Lothar oder Cornelia Froboess oder, um nur einige zu nennen. Der Abend mündet in einen leidenschaftlichen Ménage-à-Trois zwischen Lulu, Jack und der lesbischen Gräfin Geschwitz, die Lulu aus dem Frauenknast befreit hat. Der Pas-de-Deux zwischen Lulu und der Gräfin ist ein Höhepunkte des Ausdruckstanzes: Anna Yanchuk als Geschwitz ist kraftvoll, sie gibt der Figur eine neue Bedeutung. Jack tanzt unaufhaltsam der letzten Begegnung entgegen, in der Lulu jene Erfüllung findet, die sie mit dem Leben bezahlt. Der sprunggewaltige, kraftvolle, athletische, und präzise Marian Meszaros hat die schönsten und intensivsten Momente des Abends. Das Publikum folgt zum Großteil begeistert dieser mutigen Interpretation.

 

Peter Jobst

Fotos (c) von Christian Schneider – www.theaterfoto.at

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