Transamerica

Transamerica ist als Roadmovie ein unterhaltsames Plädoyer für Transsexualität. Felicity Huffman brilliert mit subtiler Komik als konservative (Fast)-Frau Bree, die in einem Armenviertel in LA lebt: Sie spart jeden Penny für die Operation, endgültig eine richtige Frau aus ihr machen wird.

Ein Anruf aus einem New Yorker Jungendgefängnis stellt ihr Leben auf dem Kopf. Sie erfährt, dass sie aus ihrer High-School-Zeit, wo sie noch Stanley hieß, einen Sohn hat. Die Therapeutin verlangt, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellt, nur dann bekomme sie die Einwilligung für die ersehnte Operation. Widerwillig fliegt Bree zu ihrem Sohn Toby und bezahlt die Kaution. Der schwule Stricher und Kleinkriminelle kennt nur zwei Ziele: Er sucht seinen Vater, um dann in LA ein Star der Porno-Szene werden: Auf der Fahrt an die Westküste plant sie, ihn bei seinem Stiefvater abzustellen. Ihre wahre Identität verschweigt sie. Das ungewöhnliche Gespann durchquert im Auto die USA und kommt sich widerwillig näher. Toby hält die seltsame ältliche Dame für eine christliche Sozialarbeiterin. Umso größer das Erstaunen, als er sie beim Pinkeln im Stehen überrascht. Die Reise wird von Pannen begleitet: Ein Tramper klaut ihnen Auto und Kreditkarte, eine Gruppe von Transsexuellen bestaunt das schräge Paar, Brees sucht Hilfe bei ihrer Familie aus ihrer finanziellen Misere. Die Mutter würde sie allerdings lieber tot sehen, weil sie sich vor den Nachbarn schämt. Ein Cowboy (Graham Greene) verliebt sich in die seltsame Frau. Auch Toby bietet ihr aus Dankbarkeit seinen attraktiven Körper an, mit dem er unterwegs finanzielle Engpässe überwindet. Die Kollision verschiedener Welten mündet in komische Augenblicke voll Melancholie. Das tägliche Miteinander wird zum Wechselbad der Gefühle. Bree erfährt viel über eigene Wurzeln. Beide suchen einen Platz in der Gesellschaft. Eines ist klar, sie haben mehr gemeinsam, als ihnen lieb ist.

Eine Frage sei noch zum Schluss gestellt: Wer darf und wer soll Transsexuelle im Film verkörpern? In 20 centimetros (Spanien) oder Wild Side (Frankreich) sind es transsexuelle Darsteller. In THE CRYING GAME oder DIFFERENT FOR GIRLS verkörpern Männer diese Rollen. Wie Felicity allerdings Huffmann mit tiefer Stimme, kantigem Gesicht und überschminktem Gesicht voll Anmut männliche Reste überspielt, ohne zur Karikatur zu werden, das ist höchste Schauspielkunst und hätte den Oscar verdient. Leichtigkeit und Optimismus bestimmen den Grundton dieses Films. Regisseur Duncan Tucker schafft mit uneingeschränkter Körperlichkeit, freien Raum für elementare Erfahrungen.

Peter Jobst

Nach oben scrollen