Landestheater Salzburg: Cabaret

Als John Kander (Musik), Joe Masteroff (Text)und Fred Ebb (Lyrics) die 1966 Isherwoods Berliner Geschichten auf die Bühne bringen, ist Homosexualität noch kein Thema für ein Musical, auch wenn die Autoren die Grenze des damals Möglichen überschritten. Bob Fosse geht 1972 in seiner Verfilmung offensiver damit um. Erst 1972 enthüllt Christopher Isherwood in „Christopher and his kind“ die sexuelle Identität seiner Protagonisten.

Beverly Blankenship inszeniert Cabaret als Zusammenprall von Welten aus den letzten Tagen der Weimarer Republik. Die Charaktere pendeln zwischen ihren kleinbürgerlichen Nischen und dem verruchten Szene-Club, der Außenseiter aller Art Unterschlupf bietet. Die Akteure sind gut bei Stimme, Werner Friedl (Schultz) und Franziska Sörensen (Frl. Schneider) haben berührende wie große Momente. Anja Clementi als Sally Bowles und Hartmut Scheyhing als allgegenwärtigen Confrencier halten die Fäden fest in ihrer Hand.

 

Der hochpolitische Stoff wurde weltweit grandios und grandios in Szene gesetzt. Unvergessen bleibt Jerôme Savarys Pariser Produktion, die Ute Lemper zum Star machte. Aber auch die Salzburger Aufführung bietet eine eigenständige Interpretation dieses immer noch brennend aktuellen Stückes. Der schwule Subtext wird von Tänzern transportiert, die als Kellner, Taxi-Girl, Hitlerjungen oder Schläger auf diesem brodelnden Vulkan um ihr Leben tanzen. Choreograph Peter Breuer gibt mit brillanten Einlagen dem Abend hohes Niveau. Jeder, ob nun hetero-, homo- bi- oder transsexuell, sucht in dieser Halbwelt Schutz vor den Machthabern.

 

Peter Jobst

 

Fotos (c) von Christian Schneider – www.theaterfoto.at

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