Winterfest 2011: Nouveau Cirque: Akrobatik als Kunst in bunter, poetisch fantasievoller Welt
Den Plan, den ganzen Volksgarten gleichsam als Gesamtkunstwerk zu inszenieren, hat Georg Daxner fallen gelassen: Dennoch hat er in 11 erfolgreichen Jahren mehr als einen Traum realisiert: Le Nouveau Cirque für mehr als 25.000 Menschen in einer Stadt wie Salzburg spricht für sich. Auch sperrig schwierige Stücke (+ Künstler!), die Georg Daxner auf Festivals in Spanien, Frankreich, Kanada, Belgien entdeckt, bringen Freude und Frohsinn in den weihnachtlichen Alltag seiner Stadt und zeigen neue Wege in der Kunst auf. Die Auswahl geschieht intuitiv, solange Produktionen räumlich und finanziell machbar sind. Das Zelt nimmt manchem Zuschauer die Schwellenangst. Deshalb erfreuen sich Zelte als Veranstaltungsorte zunehmender Beliebtheit, selbst Filmfestivals wie in Heidelberg.
„The 7 Fingers“, junge Akrobaten aus Montreal, schicken uns mit “La Vie“ auf eine urbane Apokalypse: Verirrte Seelen im Körper brillanter Artisten jonglieren, fliegen, tanzen, singen zwischen Himmel, Hölle und Fegefeuer: Ein Flug der Sinne voll Erotik, Tempo, Wahnsinn. Irrsinn, Begierden, Lüste, Leid, Schmerz, erfüllte und unerfüllte Wünsche werden mit virtuoser Akrobatik, Kraft und Dynamik auf eine Waagschale gelegt.
Cirque Rasposo (Le Chant du Dindon) entführt die Besucher in ein heimeliges Zelt, für 15 Artisten, Musiker und deren Zuschauer das Wohnzimmer. Man isst, plaudert, scherzt, während eine Band aufspielt. Eine schräge Familie zwischen Seiltanz, Boden- und Hand-zu-Hand- Akrobatik: tollpatschig, skurril, rau, übermütig, deftig, feinfühlig: Ein Gesang des Truthahns voll Magie, Poesie, Virtuosität, Fantasie, Charme. Gypsy-Musik, atemberaubende Artistik, Schwung: Unterhaltung auf Weltniveau!
Jean-Paul Lefeuvre agiert er mit Didier André auf “8 m3 “ in der Garderobe des Hauptzelts. Der 20 Jahre alten Bus hätte als Spielstätte den Weg nach Salzburg wohl nicht mehr geschafft: Intime Momente im Körper des Mannes: Der Jongleur Didier André unternimmt in Chez Moi Circus in seinem Wohnwagen eine humorvoll poetische Reise, bei der Gläser, Flaschen und andere Gegenstände ein Eigenleben führen. Der Akrobat Jean-Paul Lefeuvre agiert in »Ni Omnibus« als Buschauffeur in einem Bus-Theater mit ausgefallenen Kunststücken und Pirouetten.
Für Georg Daxner bietet die Truppe Le Boustrophédon mit dem Stück “Court Miracles” (ab 26. 12.) den wertvollsten Beitrag im Winterfest: Das irritierende Schauspiel zeigt absurd groteske wie poetische Parallelen von Krieg und Zirkus auf: Figuren, halb Mensch, halb Puppe, erleben den Alltag in einem Lager.
Der Fotograf Wayne Schoenfeld zeigt Fotos über den Mythos Zirkus in den USA der30er Jahre: Icons/Iconoclasts – The Circus Comes To Town: Bilder aus einer skurril bizarren Zirkus-Welt: Schwertschlucker, schelmisch traurige Clowns, Bauchtänzerinnen, Feuerschluckerinnen mit nackten Busen, Tigerdomteure, siamesische Zwillinge, Einrad fahrende Zwerge Jongleure. Eröffnet wird die Ausstellung am Dienstag, 22. November 2011 um 18:30 Uhr mit einem Gespräch zwischen Wayne Schoenfeld und Caroline Richards.