LGBTIQ*- Community enttäuscht und fühlt sich im Stich gelassen

  • Die Tatsache, dass jährlich ein Antrag eingereicht werden muss, um das Thema bei den entscheidenden Gremien wieder in Erinnerung zu rufen, macht mich fassungslos. Die Konversionstherapien sind schlichtweg menschenrechtsverachtend und zerstören das Leben von Betroffenen. Ich wünschte Entscheidungsträger*innen würden sich nur einmal in Menschen hineinversetzten, die eine solche Praktik miterleben müssen, dann würde mit Sicherheit bereits ein Gesetzentwurf vorliegen.Astrid Pracher, Obfrau HOSI Salzburg1/4
  • Seit Jahrzehnten sind Vereine, wie auch die HOSI Salzburg auf sich allein gestellt. Mit einem wahnsinnig hohen Aufwand an ehrenamtlicher Arbeit versuchen wir zu stemmen, was von politischen Vertreter*innen verabsäumt wird. Wahrscheinlich hat Ewa Ernst-Dziedzic sogar Recht, dass es ausreichend Beratungsstellen gibt. Das Problem ist hier aber eindeutig, dass Vereine und ehrenamtliche Beratungsstellen im Stich gelassen werden. Uns fehlt es schlicht weg an Sozialarbeiter*innen-Stellen und vor allem an finanziellen Mitteln, damit flächendeckend eine Unterstützung von LGBTIQ* Jugendlichen möglich ist.Sarah Thome, Jugend, Beratung & Bildung HOSI Salzburg2/4
  • Gute Gesetze zeichnen sich durch Praxisbezug ausConny Felice, Geschäftsführerin HOSI Salzburg3/4
  • Mobbing und daraus resultierende psychische Belastungen und Konfliktsituationen ließen sich oftmals vermeiden oder zumindest deutlich reduzierenConny Felice, Geschäftsführerin HOSI Salzburg4/4

Salzburg (OTS) – Am 17. Jänner 2022 hat wieder einmal der Gleichbehandlungsausschuss getagt. Erneut wurden alle Anträge vertragt oder mit Hinweis, dass bereits ein Beschluss vorliegt, abgelehnt. Der Ausschuss kam in keinem der aufgeführten und zum Teil seit Jahren diskutierten Themen weiter, weder bei einem Aktionsplan gegen LGBTIQ*-Feindlichkeit und Gewalt, noch beim Verbot von Konversionstherapie, flächendeckender LGBTIQ* Jugendarbeit oder gar bei qualitätsvoller sexueller Bildung in unseren Schulen.

Zum Punkt „Verbot von Konversionstherapien“ meldet sich nun Astrid Pracher, die Obfrau der HOSI Salzburg, zu Wort. Sie zeigt sich enttäuscht über die Entwicklungen zur Konversionstherapie: „Die Tatsache, dass jährlich ein Antrag eingereicht werden muss, um das Thema bei den entscheidenden Gremien wieder in Erinnerung zu rufen, macht mich fassungslos. Die Konversionstherapien sind schlichtweg menschenrechtsverachtend und zerstören das Leben von Betroffenen. Ich wünschte Entscheidungsträger*innen würden sich nur einmal in Menschen hineinversetzten, die eine solche Praktik miterleben müssen, dann würde mit Sicherheit bereits ein Gesetzentwurf vorliegen.“

Darüber hinaus zeigte sich Sarah Thome, Leitung der Jugendgruppe und des Beratungsteams über die Ansichten bzgl. Beratungsangebote für queere Jugendliche überrascht: „Seit Jahrzehnten sind Vereine, wie auch die HOSI Salzburg auf sich allein gestellt. Mit einem wahnsinnig hohen Aufwand an ehrenamtlicher Arbeit versuchen wir zu stemmen, was von politischen Vertreter*innen verabsäumt wird. Wahrscheinlich hat Ewa Ernst-Dziedzic sogar Recht, dass es ausreichend Beratungsstellen gibt. Das Problem ist hier aber eindeutig, dass Vereine und ehrenamtliche Beratungsstellen im Stich gelassen werden. Uns fehlt es schlicht weg an Sozialarbeiter*innen-Stellen und vor allem an finanziellen Mitteln, damit flächendeckend eine Unterstützung von LGBTIQ* Jugendlichen möglich ist.“

Zudem sind die genauen Kriterien für die Akkreditierung von externen Bildungseinrichtungen für eine qualitätsvolle sexuelle Bildung noch immer nicht fertig ausgearbeitet. Unklar ist, wer aus der LGBTIQ*-Community bzw. ob überhaupt Vertreter*innen der Community im Ausarbeitungsprozess eingeladen oder involviert sind.

Beispielsweise verfügt die HOSI Salzburg mit den erfolgreichen Projekten „Schule der Vielfalt“ und „Vielfalt im Beruf“ über eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Diversitätsthemen.

„Gute Gesetze zeichnen sich durch Praxisbezug aus“, so Conny Felice, Geschäftsführerin der HOSI Salzburg, die sich einen Dialog auf Augenhöhe wünscht. Immerhin leiste man mit den Bildungsprojekten hervorragende Präventionsarbeit und helfe bei der Gestaltung eines angstfreien Schulklimas. „Mobbing und daraus resultierende psychische Belastungen und Konfliktsituationen ließen sich oftmals vermeiden oder zumindest deutlich reduzieren“, berichten laut Felice queere Jugendliche nach den Workshops.

Die Parlamentsbeschlüsse vom 17.01.2021 zum Nachlesen:
https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2022/PK0041/index.shtml, Stand: 18.01.2022

Rückfragen & Kontakt:

HOSI Salzburg, +43 662 43 59 27, office@hosi.or.at

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