Am Dienstag brachte Florian Friedrich vom PINK BONSAI Beratungsteam den interessierten Gästen das Thema “Internalisierte Homophobie – Wenn Lesben, Schwule und Bisexuelle sich selber hassen.” näher.
Mit Hintergrundinformationen wurde das Publikum für das Thema sensibilisiert.
Zu Beginn wurden u.a. die Begriffe „internalisiert“ und „Homophobie“ erklärt:
“internalisiert = verinnerlicht
Homophobie= die irrationale Angst vor gleichgeschlechtlichen Lebensweisen. Diese Angst ist ein soziales, soziologisches und psychologisches Phänomen.
sozial: durch Übernahme homophober Normen in der eigenen Familie und im Millieu
soziologisch: durch Übernahme homophober Normen der unterschiedlichen Teilsysteme, in denen Menschen leben (Familie, Schule, Arbeitsplatz, Kommune, Staat).
Psychologisch folgende Ursachen:
– Angst vor der eigenen sexuellen Identität und Sexualität
– Angst vor eigenen homosexuellen Zügen
– Angst vor sozialer Unsicherheit
– Angst vor der Infragestellung zentraler (heteronormativer, patriarchaler)
Normvorstellungen
– Angst vor „Angriff“ auf die traditionelle Familie
– Angst vor Infragestellung des gängigen Männlichkeitsideals
– Angst vor dem „Abweichenden“ und Fremden
Homophobie ist auch ein historisches Phänomen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt es zu Fortschritten und zur Akzeptanz von Homosexualität. Zwei Autoren, die im deutschsprachigen Raum viel zu internalisierter Homophobie geschrieben haben: Udo Rauchfleisch, Kurt Wiesendanger.”
(Quelle: Handout Mag. phil. Florian Friedrich)Mit Praxisbeispielen und Zwischenfragen wurde das Thema den ZuhörerInnen auf eine verständliche Art und Weise präsentiert.
Da Homophobie meist unbewusst verinnerlicht wird, ist sie u.a. an folgenden Symptomen erkennbar, wie z.B. Identitätskrise, Selbstvorwürfe, Selbsthass, Schamgefühle, affektive Störungen, Suchtverhalten, Phobien, Abwehr und Verdrängung gleichgeschlechtlicher Empfindungen.
Es kann auch sein, dass sich Lesben, Schwule und Bisexuelle, welche antihomosexuelle Wertmaßstäbe internalisiert haben, mit einem Aggressor identifizieren und in der Folge selbst homophob agieren. Oftmals ist eine Therapie empfehlenswert und notwendig um selbstblockierende Verhaltensweisen auflösen zu können.
Der Abend klang in gemütlicher Atmosphäre an der HOSI-Vereinsbar aus.
Die nächste Kostenlose INFONIGHT
findet am Dienstag, den 23. Oktober von 20:00 bis 21:00 Uhr statt.
Das Thema wird sein:“Suizidrisiko und sexuelle Orientierung”
Referent ist Dr. Martin Plöderl, Psychologe und Psychotherapeut an der Christian Doppler Klinik und an der Paracelsus Medizinischen Universität. Er forscht seit 10 Jahren zum Thema psychische Gesundheit von sexuellen Minoritäten.