Lesung im Literaturhaus Salzburg: 24.11. 2009 20:00
Literaturhaus Salzburg, H. C. Artmannplatz 1, 5020 Salzburg
In Kooperation mit HOSI Salzburg. Moderation: Peter Jobst
Mehmet Murat Somer
Der Kuss-Mord
Mehmet Murat Somer (*1959 in Ankara), glühender Verehrer von Primadonnen und Diven aller Art, vergöttert Hollywoods Filmgöttinnen wie die (Schwulen-) Ikonen Sylvie Vartan, Catherine Deneuve, Barbra Streisand oder Maria Callas. Er lebt in Istanbul, dem Ort seiner Bücher.
Der politisch unkorrekte Autor, der auch von amerikanischen Pornodarstellern wie John Pruitt schwärmt, liest am Montag, den 24.11. 2009 um 20:00 im Literaturhaus Salzburg aus dem neuen Roman Der Kussmord, aus "Hop-Çiki-Yaya" Krimi-Serie. Hop-Çiki-Yaya nennt man in der Türkei Schlager und Schnulzen. Das Wort wird aber auch als Bezeichnung für Schwule und Tunten verwendet.
Die Krimis spielen in der Welt von Transvestiten und Transsexuellen, die sich in Clubs oder auf der Straße prostituieren: Mit diesen aktuellen Bezüge er bricht ein Tabu und trifft so den Nerv einer nicht nur türkischen Realität. In Ländern, in denen die Religion Homosexualität und wie jeden Sex außerhalb der Ehe aggressiv ächtet, sind Transvestiten und Transsexuelle für horizontale Lustbarkeiten besonders begehrt: Sie bewegen sich am unteren Ende der Gesellschaft und geben (verheirateten) Männern die Illusion, nicht schwul zu sein, wenn sie ihre Lust mit einem Männerkörper befriedigen. Zudem werden sie für etwas bezahlt, was ihre Kunden zu Hause nicht bekommen und als Freiwild verspottet, verhöhnt, verachtet. Gewalt und Mord aus Selbsthass, getarnt als Unfall, sind keine Seltenheit.
Das zweideutige Spiel mit Geschlechterrollen hat auch in der türkischen Kultur eine lange Tradition, etwa durch den Sänger Zeki Müren (1931 – 1996), der sogar ein Staatsbegräbnis bekam oder Bülent Ersoy, die sich zu einer Frau umoperieren ließ und jetzt mit einem Mann verheiratet ist.
Der Erzähler ist ein namenloser Amateurdetektiv, Besitzer eines Nachtclubs, Hacker und Computerspezialist. Als Kampfsportler hat er eine Vorliebe für Uniformen und deren Träger. Dieser Wunderknabe, Klischee und Kunstfigur zugleich, trainiert in Fitness-Studios, um sich unter der Dusche mit gestandenen Männern zu messen. Selbstbewusst jongliert er durch Film, Literatur, Chanson und Mode. Mit Fummel, Make-Up und High Heels trippelt er durch das aufregende, wenn auch gefährliche Sexleben in Istanbul und stolpert dabei über so manche Leiche.
Der Spaß hört auf, wenn es um Leben und Ehre seine Leidgenossinnen geht. Wohnungen werden durchwühlt, kompromittierenden Fotos und Briefen verschwinden. Nationale Größen von Politik und Medien sind darin verwickelt. Es geht dann nur mehr um das nackte Leben.
Die schrägen und schrillen Krimis des Herrn Somer bestechen durch rasante Komik und geben Einblicke in eine türkische Gesellschaft, die viele Parallelen zur westlichen Welt aufweist.
Mehmet Murat Somer (auf Deutsch erschienen)
Der Kuss-Mord . Klett Cotta. Stuttgart 2009
Die Propheten-Morde. Klett Cotta. Stuttgart 2008
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