“My name is Harvey Milk, and I’m here to recruit you”
Mit diesem neckisch-verführerischen Spruch begann Harvey Milk viele seiner Reden, und sein Charme und Charisma wirkte keineswegs nur auf seine gay audience.
Harvey Milk war Freund, Liebhaber, Kämpfer, Vereiniger, Politiker, Ikone, Inspiration. Held. Ein Mann, der quer durch alle Bevölkerungsschichten und das gesamte politische Spektrum zum Inbegriff für einen mutigen Kampf für Bürgerrechte und Gerechtigkeit in der Welt wurde. Es ging für Harvey Milk aber nie einfach um Gesetze oder Wahlen, es ging darum, er selbst sein zu können. Out and Proud. Er betrieb Politik um der Liebe Willen. Sein Leben hat die Geschichte verändert, und sein Mut hat Leben verändert. Gus Van Sant („Good Will Hunting“, „Elephant“), bekannt für seine Vorliebe für außergewöhnliche Filmstoffe, macht aus den letzten acht Jahren im Leben des Harvey Milk ein mitreißendes Biopic und Zeitpanorama, das die 70er Jahre aus einer Perspektive zeigt, die man so kaum kennt.
Am Vorabend seines 40. Geburtstags begegnet Harvey Milk (Sean Penn), damals noch angepasster Versicherungsangestellter, zufällig dem hübschen Hippie Scott Smith (James Franco) in der New Yorker U-Bahn. Für Milk ist es Liebe auf den ersten Blick. Smith weist den wesentlich älteren Milk zunächst ab. Doch mit seinem Charme gelingt es ihm, Scott zu überreden, mit ihm seinen Geburtstag zu feiern: Der Beginn einer lebenslangen, intensiven Liebe.
Nach einer gemeinsamen Zeit in New York beschließen sie, ein neues gemeinsames Leben zu beginnen und ziehen ins liberale Eldorado an der Westküste. In San Franciscos Arbeiterviertel Castro eröffnen sie ein Fotogeschäft, das sich bald zu einem lebendigen Stadtteiltreff und zu einem kreativen und politischen Fixpunkt der lokalen Szene entwickelt. Harveys übersprudelnde Persönlichkeit und sein Humor machen ihn nach anfänglicher Skepsis bald zur beliebten und umtriebigen Drehscheibe im Bezirk und im dortigen Gewerbeverein. Es dauert nicht lange, und er nennt sich selbstironisch „Bürgermeister der Castro Street“. Zunächst ausgerüstet mit einem, von der Gewerkschaft an ihn vermachten Megafon und einer Seifenkiste als improvisiertes Podium, organisiert er Protestmärsche und Boykotte (z.B. gegen die homophobe Bierfirma Coors), um dann schließlich mit sauber gekämmtem Haar, Anzug und Krawatte mehrmals für einen Stadtratsposten zu kandidieren – und immer wieder zu verlieren. Doch Milk ist ein unerschütterlicher Idealist mit durchaus pragmatischer Herangehensweise und gibt keinesfalls auf.
1977 schließlich ist es soweit. Harvey Milk wird als erster bekennder Schwuler in den Stadtrat gewählt. Ins Amt eingeführt, verliert Milk keine Zeit, seine Anliegen voranzutreiben. Unterstützt von Bürgermeister George Moscone (Victor Garber), setzt er im Stadtrat eine Antidiskriminierungsverordnung durch. Dabei schafft sich Milk auch Feinde. Und einer seiner Gegner, Milks konservativer Stadtratskollege Dan White (Josh Brolin), entpuppt sich schließlich als Todfeind. Nur 11 Monate nach Harvey Milks Wahl dringt White ins Rathaus ein und erschießt erst Bürgermeister Moscone und dann Milk. Es ist der 27. November 1978. Noch in derselben Nacht versammeln sich 30.000 Menschen zu einem Schweigemarsch durch die Stadt. Harvey Milks Vermächtnis bleibt: „Wir müssen ihnen Hoffnung geben!“
Mit Sean Penn (Harvey Milk), James Franco (Scott Smith), Josh Brolin (Dan White), Emile Hirsch (Cleve Jones), Diego Luna (Jack Lira), Alison Pill (Anne Kronenberg), Jeff Koons (Art Agnos), u.a.
USA 2008, Farbe, 128min
Buch: Dustin Lance Black, Kamera: Harris Savides, Musik: Danny Elfman
Pressestimmen
“Eine aufwühlende, nahezu unwiderstehliche Filmbiographie“. Time
„Es gibt nur ein Wort für Sean Penn: Phänomenal.“ Rolling Stone
“Emotional und zuweilen mit sichtlicher Wut im Bauch zeichnet Van Sant ein spannendes Zeitgemälde, dem man jeden nur erdenklichen Erfolg wünscht.“ Programmkino.de
“Milk ist faszinierend und facettenreich… ein Wunderwerk.“ New York Times
“Er (der Film) kommt genau zur richtigen Zeit – denn obwohl Milk und andere Schwulen-Aktivisten viel erreicht haben, ist der Kampf um Gleichberechtigung nicht vorbei.“ Zoomer.de
Angesichts der vielen europäischen Länder, in denen Gay Rights inzwischen eine Selbstverständlichkeit sind, war Gus Van Sant bei der Pressekonferenz in Berlin ziemlich erstaunt, dass Österreich diesbezüglich nach wie vor als Ausnahme „glänzt“.