Rote Haare machen Titus Feuerfuchs zum Außenseiter: Mit Perücke schlägt er erfolgreich gegen diese Diskriminierungen zurück.Beverly Blankenship gelingt mit ihrer Regie eine neue zeitgemäße Deutung von Johann Nestroys Posse. Temperament und szenische Fantasie bestimmen Tempo und Stil des Abends. Die farbigen Kostüme vor einer schrägen Wand mit vielen Türen bringen Leben auf die Bühne. Ein absoluter Glücksfall ist Daniel Keberle als Titus. Der wegen der roten Haarfarbe verlachte und gedemütigte Bursche dringt, nachdem ihm der Zufall eine Perücke in die Hände spielt, in die Welt eines Schlosses ein, in dem drei Witwen ihre Umwelt tyrannisieren. Mit schwarzen Haaren, Charme und seinem attraktiven Körper betört er die an Entzugserscheinung leidenden Damen. Die Gärtnerin Flora, die Kammerfrau Constantia und die Herrin des Hauses, Frau von Cypressenburg, buhlen gleichermaßen um seine Gunst. Dieser Titus strotzt geradezu vor männlich komödiantischer Energie: Frech, liebenswürdig und auf eine naive Art ehrlich gelingt ihm ein gesellschaftlicher Aufstieg. Die Schlossherrin tauscht Trauerkleidung und Urne ihres toten Mannes mit einem neckischen Baby-Doll. Er unterschätzt jedoch die Eifersucht des Spenders seiner kostbaren Haarpracht. Seinen Weg nach oben kommentieren die von Manfred Koch verfassten Couplets mit ironischen Pointen zur unendlichen Geschichte von Salzburg und seinen Events wie Festspiele und Olympia. Dem Höhenflug folgt der tiefe Fall. Titus wird von seinen einstigen Gönnerinnen gnadenlos entkleidet. Alles was ihm bleibt ist eine Unterhose.
In diesem Universum sind Bewohner wie Bedienstete des Schlosses willenlose und fremdbestimmte Wesen. Intoleranz und Vorurteile dominieren diese Gesellschaft, die nur die Liebe zu Geld und der Hass auf das Anders-Sein verbindet. Ein Makel verbannt Titus trotz Selbstbewusstsein und beherztem Auftreten an den Rand der Gesellschaft. Selbst die Damen, die in dieser Aufführung scharfes Profil gewinnen, werden stärker von Vorurteilen gelenkt als von ihrem sexuellen Verlangen. Diese Lektion macht den umjubelten Abend für alle Zuschauer brennend aktuell, besonders in einer scheinbar coolen wie liberalen Gesellschaft, die vorgibt, über allen zu stehen.
Fotos (c) von Christian Schneider – www.theaterfoto.at