Ballett auf der Probebühne des Salzburger Landestheater im Rainberg.
Engel bewegen Religion, Brauchtum ebenso wie Literatur und Kunst und das nicht nur Bayern: Das zeigt die jüngste Ballett-Produktion des in Tegernsee geborenen Peter Breuer. Mit lieblichen Engeln haben die kraftvollen und durchtrainierten Tänzer auf der Probe-Bühne im Rainberg absolut nichts gemeinsam. Diese Engel verbergen in den knappen Kostümen weder den attraktiven Körper noch die sexuelle Ausstrahlung. Sie zeigen als Pendler zwischen rivalisierenden Mächten Stärke, Kraft und Ausdauer: Sie werden in einem permanenten Kampf zwischen Gut und Böse verwickelt. In 15 Szenen entwickeln Choreograph und Dramaturg (Michael A. Sauter) Fragmente dieser ambivalenten wie vielschichtigen Wesen zwischen Geist und Körper: Die Vertreibung aus dem Paradies, Mariae Verkündigung oder Mohammeds Begegnung mit einem Engel (Gabriel), die ihn zur Gründung einer neuen Weltreligionen antreibt, sind Höhepunkte dieses gelungenen Abends. Ob Todes- oder Würgeengel, Hüter von Schwellen oder Objekte von irdischen Begierden, alle Tänzer agieren auch darstellerisch in Höchstform: Mit spektakulären Hebungen, präzisen Sprüngen und schnellen Pirouetten demonstrieren sie Dynamik, Willenskraft, Ausdauer und Schönheit. Sie hinterfragen männliche und weibliche Rollenbilder: Marian Meszaros und Sokol Bida lassen in intimen Augenblicken lustvoll ihre Muskeln spielen und demonstrieren eindrucksvoll die Aufwertung von Tänzern im modernen Tanztheater. Szenen aus dem „Blauem Engel“, mit der legendären Lola oder spitzbübische Engel in der Tradition von Caravaggio, die Rafaels Sixtinische Madonna umschwärmen, erinnern augenzwinkernd an die erotische Seite dieser himmlischen Wesen.
(c) Peter Jobst
Fotos (c) von Christian Schneider – www.theaterfoto.at