Alle 2 Jahre findet im Filmkulturzentrum DAS KINO ein Filmfest statt, das eine Begegnung mit der lebendigen wie hochkarätigen Film-Szene in Lateinamerika erlaubt. Festival startet am 20/03/07
Diese Werkschau, bereits das 7. Lateinamerika Filmfestival, wird heuer am 20. März um 19 Uhr 30 Quinceañera eröffnet. Danach läuft der Film im Kino.
Magdalena feiert ihren 15. Geburtstag und den Eintritt in die Erwachsenenwelt mit einer «Quinceañera», dem für Latinos wichtigsten Fest, und. Sie wird offiziell von der Familie am Heiratmarkt präsentiert. Bei der Anprobe ihres Feiertagskleides stellt sie fest, dass sie bereits schwanger ist. Sie beteuert allerdings vehement, mit ihrem Freund nie „richtig“ geschlafen zu haben. Von ihren streng katholischen Eltern auf die Strasse gesetzt, zieht sie zu ihrem Onkel Tomas. Dieser nimmt sie wie ihren schwulen Cousin Carlos auf, der von seinem Vater beim Surfen auf schwulen Websites ertappt wurde. Das vibrierende Porträt einer Latino-Gemeinschaft im Echo Park, bislang Oase von Hispanos in Los Angeles, ist lebensbejahend, unterhaltsam und bemerkenswert vital. Allerdings entdecken wohlhabende Amerikaner das arme Viertel für sich als schicke, im Trend liegende Wohngegend und gewinnbringende Kapitalanlage. So erwirbt das Schwulenpaar Gary und James das Grundstück, auf dem das Häuschen steht, wo Carlos bei seinem Großonkel Zuflucht findet. Gary und James gewähren dieser Notgemeinschaft vorerst weiter Unterschlupf. Die beiden beginnen jedoch eine Affäre mit dem knackigen, mittellosen und sexuell unerfahrenen Carlos, der bei diesem komplizierten wie undurchschaubaren Spiel von Begierden und Abhängigkeiten zwangsläufig den Kürzeren zieht. Dieser Aufeinanderprall ethnischer Gruppen bietet Zündstoff für Turbulenzen, zumal Carlos, dessen Leben zwischen Gewalt und Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit pendelt, auch die Grenzen einer halb-offenen Beziehung sprengt und dieses Gleichgewicht empfindlich stört, weil er sich mit einem der beiden heimlich trifft. Carlos hat nie gelernt auf Konflikt anders als mit Gewalt zu antworten, was ihn oft mit dem Gesetz in Konflikt bringt.
Quinceañera bringt als Gewinner des Sundance Film Festival, dem Mekka des Independent Cinema, die wärmste Empfehlung für einen weltweiten Siegeszug in Art-House-Cinemas mit. Dass einer der „Kings of the New Queer Cinema“, Todd Haynes den Film mitproduziert, macht ihn zum absoluten Highlight für Queer Filmfestivals, auch wenn es sich nicht um explizites schwules Kino handelt. Die Regisseur Richard Glatzer und Wash Westmoreland (THE FLUFFER) lassen spannend wie locker schwule Figuren und Inhalte in ein Familiendrama mexikanischer Einwanderer in L.A. einfließen und machen die ambivalente Rolle von schwulen Männern in diesen Macho-Gesellschaften deutlich. Dass Homosexualität und die Angst davor gerade im Leben von Immigranten, deren Leben von vornherein alle andere als einfach ist, allgegenwärtig sind, macht diese Tragik-Komödie eindrucksvoll deutlich. Über die Rolle von Homosexualität in den von einem ausgeprägten Machismo dominierten Gesellschaften setzen sich auch große Autoren und Regisseure in Film und Literatur auseinander, die Stars der Kulturszene ihres Landes sind, was von Wissenschaft, Kritik und Solidaritätsgruppen oft ignoriert wird. Besonders die Angst vor Homosexualität vergiftet das Leben manches jungen Mannes. Umso erfreulicher ist die Wahl von QUINCEAÑERA als Höhepunkt eines New Queer Cinema.
Informationen unter www.daskino.at