Der Choreograph Peter Breuer und der Dramaturg Michael Alexander Sauter präsentieren aufwendiges und spannendes Tanztheater, das von Höchstleistungen getragen wird. Protagonisten wie Dorian Salkin (Tschaikowsky), Marian Meszaros (Knabe) und Alexander Pereda (Fatum) werden auch hohen schauspielerischen Anforderungen mühelos gerecht.
Der Abend ist inspiriert von Ken Russels MUSIC LOVERS (damals unterschätzt, heute eine Klassiker): Die Autoren setzen Leben und Werk in dialektischen Bezug: Ausgangspunkt ist eine Christopher-Street-Parade. Ein Tänzer verlässt die Gay Community und verwandelt sich in den großen russischen Komponisten, der mit seiner Musik das klassische Ballet prägt. Für Bewunderer war er ein Popstar wie heute Freddy Mercury, den er am Ende des Abends auf der Bühne trifft. Homosexualität ist für den Menschen und Musiker entscheidende Triebfeder. Lange Zeit führt Tschaikowsky ein erfülltes seiner Natur entsprechendes Leben, bis er sich die Ehe mit Antonina einlässt, ein Abenteuer, das für beide katastrophal endet. Er wird plötzlich von allen Seiten erpressbar, eine Falle, in die auch heute noch scheinbar allmächtige Männer tappen.
Die „Pas de Deux“ zwischen den Tänzern sind von großer erotischer Kraft. Der farbige Klang der Musik prägt den Stil zwischen Neo-Klassizismus und Modern Dance. Der Rhythmus fordert die Tänzer zu Sprüngen und akrobatischen Bewegungen, die in einem Kontrast zu Emotionalität stehen. Lebensfreude wie Depressionen liegen nahe beisammen: Breuer vermittelt seine Freude über Körper und Charakter der Tänzer direkt an ein Publikum, das die Premiere auch gebührend feiert.
Peter Jobst
Fotos (c) von Christian Schneider – www.theaterfoto.at