Rund um die Vorgänge im Priesterseminar zu St. Pölten werden so manche Dinge in unverzeihlicher wie unrechtmäßger Weise vermischt.Die eine Sache ist, die, dass offenbar Geistliche des Priesterseminars Kinderpornos aus dem Internet herntergeladen haben. – Ein strafrechtlich ganz klar relevanter Tatbestand, um den sich auch die Staatsanwaltschaft kümmern soll und wird. Jede Institution, innerhalb derer so etwas geschieht, soll und muss daran interessiert sein, derartige Vorgänge aufzuklären und nicht unter den Teppich zu kehren. Alles andere wäre ein Skandal.
Die andere Sache ist die, dass erwachsene Männer einander geküsst haben und möglicher Weise auch noch weiter intim miteinander waren. Das ist an und für sich seit Abschaffung des Totalverbots kein Unrecht mehr und sollte auch nicht als solches verurteilt werden.
Nun gehören aber diese Männer der katholischen Kirche an, die seit Jahrhunderten Homosexuelle zuerst verfolgte und dann vor allem als moralisierende Instanz unter Druck setzte.
Worin liegt nun der eigentliche Sexskandal?
Zuerst einmal darin, dass die Leitung des Priesterseminars, die von Bischof Krenn bestellt wurde, die Kinderpornogeschichte lange Zeit geduldet und nicht aufgeklärt hat. Dann darin, dass vor allem von Bischof Krenns Seite homosexuelle Menschen schwer verurteilt wurden und werden und somit auch seine eigenen Mitarbeiter extrem unter Druck geraten. Wie sollten sie mit ihrer eigenen Homosexualität zurecht kommen, wenn das Gespräch darüber unterdrückt und ihre sexuelle Orientierung verleugnet wird?
Das größte Unrecht aber ist eigentlich in den Medien geschehen. Dort nämlich werden Homosexualität und Kinderpornografie – nicht ohne den lustvollen Blick auf die verkaufzahlensteigernde Skandalträchtigkeit der Meldungen – ganz einfach in einen Topf geworfen und damit Schwule wieder einmal in die Perversen-Ecke gestellt.
Seriöser Journalismus sollte im Stande sien, hier in geeigneter Weise zu trennen und vor allem seine Möglichkeiten dahingehend zu nutzen, verlogene Moralapostel und ihre Scheinheiligkeit zu entlarven.