Winterfest 2011. Ein Wunder-Hof

Winterfest 2011: Theater-Zirkus auf höchstem Niveau: bestechend, voll Leichtigkeit, Humor, Intensität mit akrobatischen Höchst- und Glanzleistungen.

 

Warten auf ein WunderDie Truppe Boustrophédon löst mit dem Mit- und Nebeneinander von Mensch und Puppe Begeisterung und Betroffenheit aus: Le Court-Miracles (La cour des miracles = Hof der Wunder) ist absurd, aufwühlend, krass, grotesk, schonungslos böse, tragisch, komisch, virtuos, makaber.  Diese Komödie des Überlebens mit Bildern von Flucht und Krieg findet im Theater-Zelt statt. Ein Klavierspieler begleitet live kurze Szenen (Court-Métrages): Unerwartete akrobatische Wunder (Court-Miracles) laufen wie im Stummfilm ab. Explodierende Bomben unterbrechen brutal die gelegentliche Idylle.

Ein Flüchtlingslager ist jedoch kein Wunderhof , in dem sich Bettler ihrer Wunden nach getaner Arbeit entledigen. Trotz fehlender Gliedmassen überwinden die Protagonisten ihre Behinderung für kurze Zeit. Sie zünden sich eine geteilte Zigarette an, jonglieren mit Kartoffeln, stürzen sich in eine aufregende Rollschuhnummer: Einarmige üben Saltos und Überschläge, andere ersetzen fehlende Beine durch die Kraft ihrer Armen.

©  winterfest4 Artisten verkörpern Wärter, Sanitäter, Zivilisten, Soldaten: Verwundete verstümmelte Menschen, Puppen, Masken in einer Baracke, wo nur die Ratten unversehrt bleiben. Es sei denn, Menschen löschen ihr Leben aus.

Le Boustrophédon setzt sich aus Eleven einer Zirkusschule aus Toulouse zusammen. Hier verarbeiten sie Erfahrungen als „Clowns sans frontières“ in Flüchtlingslagern: Menschen organisieren sich in einer Welt, in der nichts mehr stimmt. Le Boustrophédon spielt auf Richtungswechsel an, beim Pflügen eines Feldes wie bei der Schrift. Ein radikaler Slapstick über Tod, Zerstörung in einem raffinierten Kostüm- und Bühnenbild, in dem Verwundete versorgt, Essen verteilt, Ratten vertrieben und getötet werden .

Die 4 Darsteller suggerieren wie Traumtänzer Melancholie, Leichtigkeit. Absurdität, Gewalt, Poesie: Die Figuren sind grausam, heldenhaft, opportunistisch, liebenswürdig. Das Publikum weint und lacht bei kleinen Glücksmomenten, die kurzfristig die Not lindern. Am Ende kriechen Ratten aus ihren Löchern und beginnen auf dem Seil zu tanzen. Grenzenloser Jubel, himmlische Kritiken, eine denkwürdig Zugabe im Foyer.

„Court Miracles“ – Le Boustrophédon. mit Ruth Steinthal, Lucie  Boulay, Loic Apard, Johanna Ehlert und Matthieu Siefridt. Piano und Komposition: Daniel Masson. Produktion: Thomas Marechal. Tontechnik: Julien Bordais. Christian Coumin (Regie), Lucie Boulay, Loic Apard, Johanna Ehlert, Matthieu Siefridt.

Im benachbarten Zelt bietet der Cirque Rasposo Family-Life der anderen Art unter der Zirkuskuppel. Die „Molliens“ sind Spitzen-Athleten und Akrobaten wie Vollblut-Komödianten. In „Chant du Didon“ (Gesang des Truthahns) bieten sie Szenen aus ihrem Familie-Leben. Liebe, Eifersucht, Trotz, Tollpatschigkeit, Geselligkeit bestimmen den Alltag und münden in waghalsige Kunststücke: Magische Momente der Zirkuskunst, selbstverständlich, überzeugend und vor allem unterhaltsam.

Da wird gefeiert, gebaggert, betrogen, gelogen, geliebt, gestolpert gestritten, getrennt, gekämpft, verstoßen und versöhnt: Alles mit kraftvoller  Akrobatik und höchster Beherrschung des Körpers: Ein vergnüglicher Abend voll Zirkus-Magie.

Im Zentrum steht wieder Vincent als Tollpatsch: Er stolpert, fällt, torkelt, wankt, alles aus dem Handgelenk und mit genialer Beherrschung seines Körpers. Alles wird umgedreht: Musiker werden zu Akrobaten, der Kontrabass Teil einer Pyramide. Ein abgestürzter Kristall-Luster zur überirdischen Lichtquelle für aufregende Trapeznummern.

Le Boustrophédon: Court Miracles, bis 8. Jänner. Zusatzvorstellung Samstag, 7. Jänner 2012 20.00 Uhr, Sonntag, 8. Jänner 2012 17.00 Uhr!

Cirque Rasposo: Le Chant du Dindon, CIRCUSZELT, – 6. Jan., Uhrzeit: 19:30, www.rasposo.net

www.winterfest.at.

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