Berlin, den 18.07.2008
Heimfahrenden Familienvater für schwul gehalten und krankenhausreif geschlagen
Eine Gang legt sich im Friedrichshain auf die Lauer, um cruisende Schwule zu überfallen. Sie stoppen einen Fahrradfahrer und schlagen brutal auf ihn ein. Die Folge: doppelter Kieferbruch und schwere Prellungen.
Nichtsahnend radelte am 12. Juli, gegen 03:30 Uhr, ein 41 Jahre alter Mann, Vater von zwei Kindern, mit zwei Begleitern durch den Volkspark Friedrichshain. Nach dem sie gemeinsam das alternative Lokal „Köpi“ besucht hatte, befanden sie sich mit ihren Fahrrädern auf dem Heimweg. Weil der 41-Jährige sich mit seinem Fahrrad zu weit von den anderen beiden entfernt hatte, sei er stehen geblieben, um auf sie zu warten. Im nächsten Moment sei er von einer Gruppe von sechs bis acht Jugendlichen umringt worden, die ihn vom Fahrrad zerrten und brutal auf ihn einschlugen.
Kurz vorher, so berichtete später ein Zeuge dem Überfalltelefon, habe dieser mehrere Jugendliche unweit des Spanienkämpferdenkmals beobachtet, die auf einer Bank gesessen haben. Sie seien dann „mit lautem Kriegsgeheul „– „schwule Säue“ u.a.m. – in die Büsche gezogen. In diesem Moment habe er geahnt, dass etwas Schlimmes passieren könnte und habe sich mit einem anderen Bekannten vom Ort entfernt. Als er dann kurze Zeit später einen weiteren Bekannten auf dessen Fahrrad trifft, erfährt er, dass dieser gerade Kontakt mit offensichtlich dieser Jugendgruppe hatte, die sich ihm plötzlich in den Weg gestellt und offensichtlich Ärger sucht habe. Durch energisches Auftreten habe er schließlich an ihnen vorbei fahren können. Sie haben dann beschlossen, nun doch besser die Polizei zu benachrichtigen. Die Polizei habe dann zugesagt vorbeizukommen.
Schließlich habe den Zeugen die Unruhe ergriffen und er habe sich mit seinen beiden Begleitern auf den Weg gemacht, um nach zu sehen, was die Gruppe so treibe. Nicht weit entfernt habe er dann die Jugendlichen gesehen und durch ein Gebüsch immerzu dumpfe Schläge gehört. Er habe sofort begriffen, dass hier ein Mensch zusammen geschlagen werde. Er habe durch die Büsche gebrüllt: „Ihr feigen Wichser!“ und „Die Polizei ist verständigt!“ Die Jugendlichen haben dann die Flucht ergriffen und noch „Schwule Säue“ zurück gebrüllt. Der Zeuge habe dann mit seinen Bekannten erst einmal die Verfolgung der Täter aufgenommen, die in alle Richtungen wegliefen. Während einer von ihnen den Tätern nachstellte, haben die anderen kehrtgemacht, um nach dem Opfer zu suchen. Sie fanden schließlich auch den Geschädigten und kümmerten sich um ihn. Dieser habe sich kaum noch auf den Beinen halten können. Kurz darauf trafen die beiden Freunde des Geschädigten mit ihren Fahrrädern ein, die sich weiter um ihren Freund kümmerten.
Unter Schock stehend habe der Geschädigte erst einmal nur vom Tatort wegkommen wollen. Seine Freunde begleiteten ihn nach Hause, zumal er nur eine Straße entfernt vom Park wohnt. Aufgrund der schweren Gesichtsverletzungen habe er dann aber umgehend das Krankenhaus aufsuchen müssen. Dort habe man diverse Prellungen festgestellt, u.a. am Kopf, an der Lunge, Niere und am übrigen Körper. Trotz erster notärztlicher Versorgung im Krankenhaus Friedrichshain habe dann erst am Montagmorgen ein Kieferchirurg einen doppelten Kiefernbruch festgestellt. Nach weiterer Behandlung wurden jetzt Ober- und Unterkiefer verdrahtet und für vier Wochen still gelegt. Der Geschädigte muss sich behelfsmäßig ernähren. Weitere ärztliche Behandlungen sind notwendig. Der Geschädigte erklärte gegenüber MANEO: „Die Täter hätten mich totgeschlagen, wenn die Zeugen nicht eingegriffen hätten.“
Ein Zeuge erklärte sich frustriert darüber, dass er zwar die Polizei verständigt habe, diese jedoch viel zu lange auf sich warten ließ. Als dann die Polizei ihn auf seinem Handy zurückrief, weil diese den Weg nicht finden konnte, haben er und die anderen „aufgegeben“. Er berichtete außerdem, dass die Jugendlichen in einer nahegelegenen Siedlung verschwanden.
Der 41jährige Geschädigte berichtete am 18. Juli MANEO, dass sich nach seiner ersten kurzen Anzeigenaufnahme die Polizei für diesen Fall noch nicht weiter interessiert habe. „Wir unterstützen den Geschädigten und wollen auch dabei helfen, die Kommunikation mit der Polizei zu verbessern“, so Bastian Finke, MANEO-Projektleiter.
Es sei davon auszugehen, dass die Jugendlichen auch schon zuvor im Friedrichshain gegen schwule Cruiser vorgegangen sind. MANEO bittet deshalb Zeugen, die weitere Angaben über Beobachtungen in der Tatnacht oder auch über die Tätergruppe machen können, sich beim Überfalltelefon zu melden: 030 – 216 33 36.
Quelle:
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